Weihnachtszeit friedliche Zeit? Von wegen. Bei Familie Trautwein geht es drunter und drüber. Tante Traudl liegt mit Grippe im Bett, dabei wird doch extra für sie jedes Jahr ein richtiger Weihnachtszauber veranstaltet, mit Gänsebraten und echten Kerzen am Baum. Wie soll Mama sonst die schöne Biedermeierkommode erben, mit der sie schon seit Jahren liebäugelt? Hannes dagegen hat ein ganz anderes Problem: Er hält einen Wellensittich versteckt, von dem niemand etwas wissen darf, denn Mama ist allergisch gegen alle Tiere. Dummerweise kann er nicht gut lügen und seine Schwester Luzie erst recht nicht. Und dann ist da noch der misstrauische Vermieter, der
überall rumschnüffelt. Als Tante Traudl
schließlich doch eintrifft, schlägt
für alle die Stunde der Wahrheit ...
![]() | Sabine Ludwig Wer hustet da im Weihnachtsbaum?
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Wenn man Weihnachten verpasst, wird es einfach nachgeholt! |
Ich hockte mich hin und rief leise: „Bubi! Bübchen. Schau mal, was ich dir mitgebracht habe.“
Ich zog die Petersilie aus meiner Hosentasche, die aber nicht mehr sehr appetitlich aussah. Er beäugte sie von allen Seiten, dann pickte er danach und fraß zwei, drei Blättchen.
Ich streckte meine Hand aus und er flog darauf und hielt sich mit seinen Krallen an meinem Zeigefinger fest. So trug ich ihn in Frau Molls Wohnzimmer und setzte ihn in den Käfig. „Und nun schlaf schön, Bübchen. Morgen früh bin ich wieder da und bring dir frische Petersilie, da haben nämlich die Geschäfte wieder auf, weißt du.“
Gerade als ich das Tuch über den Käfig legen wollte, klingelte es an der Wohnungstür. Das war bestimmt Luzie, die Nervensäge. Na, der würde ich was erzählen.
Ich riss die Tür auf, aber nicht Luzie stand davor, sondern Herr Dobelmann.
„Hannes, was machst du denn hier?“, rief er.
„Hallo, Herr Dobelmann, ich ... äh ... “
„Was hast du in der Wohnung von Frau Moll zu suchen?“ Er sah mich an, als hätte er mich bei einem Einbruch erwischt.
Ich hielt ihm das Schlüsselbund unter die Nase. „Frau Moll hat mir ihren Schlüssel gegeben, ich soll mich um ihre Pflanzen kümmern, solange sie in Urlaub ist.“
„Du?“ Herr Dobelmann schien das nicht glauben zu können.
„Ich bin hochgekommen, um zu sehen, wer hier in der Wohnung dauernd hustet. Bist du das?“
Mist, jetzt hatte er mich erwischt. Oder besser Bubi.
„Ja, das bin ich ... also, ich hab Schnupfen und Frau Moll hat die Heizung abgestellt und es ist kalt und da muss ich eben immer husten.“
Herr Dobelmann sah mich immer noch misstrauisch an, aber endlich wandte er sich zum Gehen. „Na dann ... gute Besserung, Junge.“
Ich wollte die Tür wieder zumachen, da fing Bübchen im Wohnzimmer an zu husten.
Der Dobelmann blieb auf der Stelle stehen. „Da! Da hustet doch schon wieder wer! Und du bist es nicht.“
„Ach, das ist ... das ist bloß Luzie, sie hilft mir beim Gießen, ja, und Husten hat sie auch. Ich hab sie nämlich angesteckt. Auf Wiedersehen, Herr Dobelmann.“
Ich schlug ihm ziemlich unfreundlich die Tür vor der Nase zu. In was hatte ich mich da bloß reingeritten? Das Blöde am Lügen ist nämlich, wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht wieder aufhören.
Ich musste versuchen, meiner Mutter Bübchen so schnell wie möglich schmackhaft zu machen, auch ohne Schinkenmantel.