Auf die Plätze, Löwen, los!

illustriert von Sabine Wilharm

Kennst du schon das Geheimnis von Artur, Bogumil, Casimir und Dominik? Tagsüber sind sie vier Löwen aus Stein, die als Brunnen in einem Berliner Hinterhof stehen. Doch um Mitternacht werden sie lebendig. Als der Brunnen abgerissen werden soll, machen sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat.
Aber so einfach ist das gar nicht, wenn man jeden Morgen mit dem ersten Sonnenstrahl zu Stein erstarrt ...

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Leseprobe

Am Abend lässt der Regen nach, und als es Mitternacht schlägt, steht ein fast voller Mond an einem fast wolkenlosen Himmel.
"Auf jetzt! Worauf wartet ihr?" Artur hebt seine linke Pfote und schlenkert sie ein wenig hin und her.
"Ich kann nicht!" stöhnt Casimir, "ich habe Angst, mir bricht was ab."
"Uäähhh!" gähnt Bogumil, "können wir nicht noch ein, zwei Nächte warten?"
"Ihr habt doch gehört, daß der Brunnen am Morgen abgerissen wird", sagt Artur, "wir haben keine Zeit zu verlieren."
"Ich kann's! Ich kann meine Pfote bewegen!" ruft Dominik erfreut.
"Das reicht leider nicht. Wir müssen vor allem das Becken loswerden", Artur dreht den Kopf hin und her. Das schwere Brunnenbecken knirscht und kracht, aber es rührt sich nicht von der Stelle.
"Passt auf!" sagt er, "ich gebe jetzt das Kommando, und bei 'los!' springt jeder von uns nach vorn."
Bogumil gähnt.
"Du auch, Bogumil!" Artur schielt nach rechts zu dem trägen Bogumil hinüber, dann nach links zu Dominik. Nur Casimir, den kann er nicht sehen, denn der sitzt mit seinem Po an Arturs Po und knurrt vor sich hin: "Wehe, wehe, mir bricht was ab!"
Der Mond steht jetzt genau über dem Hof der Amalienstraße sieben, und er allein wird Zeuge eines seltsamen Vorganges.
"Achtung! Fertig und los!" ruft Artur, und vier Löwen springen mit einem großen Satz in vier Richtungen in den Hof. Artur nach Westen, Casimir nach Osten, Dominik nach Süden und... ja, auch Bogumil springt los, allerdings den Bruchteil einer Sekunde später als die anderen.
Das Brunnenbecken kracht in die gemauerte Umrandung, Steinbrocken fliegen herum. In einigen Wohnungen geht Licht an. Hier und da beugt sich jemand aus dem Fenster und schaut hinunter in den dunklen Hof.
"Ruhe da unten!" - "Ist was passiert?" - "Ich ruf' gleich die Polizei", ertönt es.
"Schnell fort von hier", flüstert Artur. Und die drei anderen Löwen folgen ihm über den Hof zum großen Tor, das Artur mit seinem dicken Kopf aufstößt.
"Folgt uns jemand?" fragt Casimir ängstlich. Dominik blickt zurück in den Hof und hinauf zu den Fenstern, hinter denen die Lichter wieder ausgehen. Als nach dem großen Lärm alles ruhig bleibt, schlüpfen die Bewohner der Amalienstraße sieben schnell wieder in ihre Betten.
Und dann stehen vier Löwen auf der Straße. Heben prüfend mal ein Vorderbein, mal ein Hinterbein.
"Ich kann mit dem Schwanz wedeln!" ruft Dominik, "guckt doch mal!"
"Na und ich erst!" Casimir schwenkt seinen Schwanz hin und her.
"Ich auch", brummt Bogumil, aber sein Schwanz wedelt nicht, er hat nämlich keinen mehr.
"Hättest du auf mein Kommando gehört, dann wäre das nicht passiert", sagt Artur tadelnd.
"Dein schöner Schwanz liegt bestimmt unter dem Brunnenbecken." Dominik ist voll Mitleid.
Nur Casimir feixt: "Mit diesem Stummel am Hintern siehst du aus wie Maras Mops!"
"Für mich zählen sowieso nur die inneren Werte!" erwidert Bogumil ziemlich ungerührt und setzt sich auf seinen Hintern.
 

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